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Die Gründung des Hofbräuhaus Traunstein

Mehr Weißbier für das Land:

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Kurfürst Maximilian I ©Bayer&Mitko – ARTOTHEK

Um herauszufinden, wohin wir gehen, müssen wir uns im Klaren sein, woher wir kommen. Reisen wir also zurück zu unseren Anfängen – zurück ins Jahr 1612.

In Rom steht der mächtige Petersdom kurz vor seiner Vollendung. Galileo Galilei erblickt als erster Mensch den Planeten Neptun in seinem Teleskop. Aberglaube, Hexenjagden und politische Machtkämpfe erschüttern den Kontinent. Und nach fast einem Jahrhundert Reformation und Gegenreformation erscheinen die ersten dunklen Wolken des Dreißigjährigen Krieges am Horizont der Geschichte.

Wenn der Wein geht: Bayern findet zum Bier

Bayern ist zu dieser Zeit weder Freistaat noch Königreich, sondern das nach einigen Wirren endlich vereinigte Herzogtum der Wittelsbacher – und hier trinkt man noch Wein. Nun geht in dieser Zeit aber eine jahrhundertealte Wärmeperiode in Mitteleuropa zu Ende; der Weinanbau wird schwieriger, die Ernten werden schlechter. Und so erobert das Bier die bayerische Bühne, zunächst noch in Form von Braunbier, das aufgrund seiner untergärigen Brauweise nur in der kalten Jahreszeit hergestellt werden kann. Das Problem: Das noch im März gebraute haltbare starke Bier ist oft schon lange vor Beginn der neuen Brausaison im Oktober ausgetrunken. Das Volk ist nicht begeistert.

Edel, hell und höchst rentabel: der Siegeszug des Weißbiers

Da kommt eine Erfindung aus Böhmen gerade recht: das obergärige Brauen bei höheren Temperaturen. Allerdings benötigt man dazu statt Gersten- das wertvollere Weizenmalz; ein Getreide, das eigentlich dem Brotbacken vorbehalten ist. Nur das Geschlecht der Degenberger hatte anfangs das Recht, damit brauen zu dürfen. 1602 aber fällt dieses Weißbiermonopol und der Wittelsbacher Kurfürst Herzog Maximilian I. erkennt, dass Bier nicht nur flüssiges Brot, sondern auch flüssiges Gold sein kann. Überall im Land entstehen Weißbierbrauereien – neben den Hofbräuhäusern in München und Kelheim – die heutige Schneider Weiße – auch das in Traunstein. Die Bürger hier waren das minderwertige Braunbier schon länger leid und so fließt das neue Weizenbier oft schneller die durstigen Kehlen hinunter, als es gebraut werden kann. Vielleicht ist der Durst in Traunstein aufgrund der Salzproduktion vor Ort aber auch einfach besonders groß.

Die Rechnung für Maximilian I. war jedenfalls aufgegangen: Statt Wein wurde nun in rauen Mengen kurfürstliches Weißbier getrunken – und das Volk liebte es. Es sorgte für gute Laune und volle Staatskassen. Und ganz nebenbei hatte Traunstein mit seinem Hofbräuhaus ein neues Wahrzeichen bekommen, das von nun an auf seinem Felsen hoch über der Stadt thronte und bis heute in den wunderschönen Chiemgau blickt.

Ein Glück für die Stadt – und ein Segen für uns.